Deutschlands erstes 3D gedrucktes Haus und was daraus entstehen kann

In unserer Ausgabe des „Forum Klimapartner“ im Februar 2022 begrüßten wir das Innovationszentrum Westfalen bzw. deren Gesellschafter Georgios Staikos und Dr. Karl-Uwe Strothmann. Beide haben an der Fertigstellung des ersten 3D gedruckten Hauses Deutschlands in Beckum (Westfalen) von der ersten Stunde an maßgeblich mitgewirkt, Staikos als Initiator des Projektes und Strothmann als seinerzeitiger Bürgermeister Beckums.

„Das Innovationszentrum Westfalen verfolgt das Ziel, die Region zu stärken. Die vier Gesellschafter identifizieren gemeinsam innovative Ideen zur Optimierung wirtschaftlicher Prozesse und helfen dabei, sie bis zur Marktreife zu entwickeln. Parallel dazu vernetzen wir Ideengeber und potenzielle Nutzer auf breiter Basis“, berichtet Dr. Strothmann. „Im Rahmen der Planung für das 3D gedruckte Haus in Beckum hat Herr Staikos 2019 alle erforderlichen Akteure an einen Tisch gebracht und damit die Verwirklichung innerhalb kürzester Zeit ermöglicht.“

Daniel Düsentrieb der Region Westfalen

Als „Daniel Düsentrieb“ der Region hat Georgios Staikos die wesentlichen Teile des Teams für die Realisierung in nur zwei Tagen zusammengestellt. „Bei der Zusammenkunft aller Akteure im Rathaus in Beckum war unsere Vorgehensweise klar: Jeder Beteiligte musste mit konkreten Aufgaben vom Tisch gehen – wir haben uns mit einfachem Beifall für unsere Idee nicht zufriedengegeben“, erinnert sich Staikos. „Wenn jemand sagt etwas geht nicht, frage ich nach dem ‚Warum‘ – und dann erarbeiten wir gemeinsam die Lösungen.“

Vorteile des 3D Druckverfahrens im Hausbau

Während des 3D Druckverfahrens benötigt eine Baustelle viel weniger Handwerker als bei traditionellen Bauvorhaben. Die Arbeitszeit des Druckers hätte insgesamt nur 100 Stunden für die Fertigstellung aller Wände benötigt. Die Isolierung der Wände konnte mit Perlit anstelle von Styropor realisiert werden (Anm. der Redaktion: Granulatkiesel, die für die Bauindustrie aus Vulkangestein hergestellt werden). Die komplette Außenfassade bzw. die Wände wären recyclebar bzw. könnten im Falle eines Abrisses Wiederverwendung finden. Mit Ausnahme der tagedenen Teile konnten alle Hauswände wurden vor Ort gedruckt werden – somit war die nachhaltige Reduzierung von Transportwegen möglich. Die Dachisolierung erfolgte mit Schaumglasplatten anstelle von Styropor. „Für weitere Projekte wollen wir das Bauverfahren und die zur Anwendung kommenden Materialien weiter optimieren. Dabei ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Augenmerk für uns“, schließt Staikos seinen Erfahrungsbericht.

Hier finden Sie einen 3D Hausrundgang durch die Immobilie in Beckum.

Ausblick auf weitere Projekte

„Unser nächstes Projekt, ein Bürogebäude im 3D Druckverfahren, wollen wir mit dem Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes Warendorf-Beckum umsetzen. Dabei prüfen wir die Optimierung der Bauweise auf allen Ebenen in ökonomischer und in ökologischer Hinsicht“, führt Strothmann aus. „Dies betrifft die Optimierung des Druckprozesses, Realisierung weiterer Druckelemente, wenn möglich der tragenden Teile und der Innenwände sowie die Optimierung der Baustoffe zur Reduzierung des CO2 Fußabdruckes. Hierfür prüfen wir die Verwendung von Geopolymerbeton anstelle des Zementmörtels, der im ersten 3D Haus Verwendung fand. Geopolymerbeton besteht aus Flugasche (einem Abfallstoff, der u.a. in der Zementindustrie entsteht) und Hüttensand – wir erwarten kurzfristig den Abschluss des Zulassungsverfahrens.“ berichtet Strothmann. Auch die Belüftung stünde in Zusammenarbeit mit einem der Mitgesellschafter des Innovationszentrums auf dem Prüfstand. Damit könne die Ausbreitung von Keimen in der Luft reduziert werden, was auch unabhängig der Pandemie einen Fortschritt für die Bauindustrie darstellt.

Mit dem ersten 3D gedruckten Haus haben unsere Gäste echten Pioniergeist bewiesen und gezeigt, dass man mit Neugier und Mut erfolgreich große Herausforderungen meisten kann. Mit unserem Forum Klimapartner wollen wir grünen Wegbereitern und Innovatoren eine Plattform geben und uns gemeinsam mit Ihnen austauschen.

Livestream verpasst? Hier geht’s zur Aufzeichnung. Haben Sie weitere Fragen? Antworten gibt’s im Deep Dive Interview.

Das nächste Forum Klimapartner findet am 31. März 2022 mit der Unternehmensberatung N-Motion aus Ulm statt.