IMPULS

TRANSFORMATION – CHANCEN UND HERAUSFORDERUNGEN

Ein Interview mit den Geschäftsführern
von S-Kreditpartner

Die Sparkassen gestalten seit über 200 Jahren den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel mit, der in Deutschland passiert. Was sind denn aktuell die größten Herausforderungen?

Heinz-Günter Scheer,
Geschäftsführer

Heinz-Günter Scheer:
Der Markt ist seit über 200 Jahren umkämpft und das gilt heute auch. Wir sind mit Abstand Marktführer. Das ist ungewöhnlich. Wenn man sich Märkte in anderen Ländern anschaut, gibt es kaum Anbieter, die eine ähnlich starke Position haben. Das ist eine riesige Chance. Diese beeindruckende Kundenbasis resultiert aus dem starken Vertrauen, das Menschen den Sparkassen entgegenbringen. Dieses Vertrauenskapital ist das stabile Fundament für unser Geschäft.

Jan Welsch:
Es ist unser Auftrag, eine breite Masse der Bevölkerung anzusprechen und zu bedienen. Es ist Sinn der Sparkassen, vielen Menschen soziale und finanzielle Teilhabe zu ermöglichen. Deswegen haben wir eine besondere Verantwortung, auf die Herausforderungen unserer Zeit zu reagieren. Das gilt zum Beispiel für unseren Umgang mit der Coronapandemie und auch für unsere Reaktion auf die Ukrainekrise.

Die Sparkassen haben in den letzten Monaten kurzfristig und kostenlos über 100.000 Konten für Geflüchtete aus der Ukraine eröffnet. Auch der Klimawandel wird gravierende Auswirkungen haben. Der ist durch die Coronakrise und den Krieg in der Ukraine etwas aus dem Fokus geraten, hat aber nichts an Dringlichkeit eingebüßt. Es ist von enormer Bedeutung, dass die Sparkassen hier ihren Beitrag leisten, damit wir diese große gesamtgesellschaftliche Transformation beschleunigen.

In der Presse kann man aber schon nachlesen, dass das aktuelle Geschäftsmodell der Sparkassen bedroht ist. Wo sind die Herausforderungen denn genau?

Jan Welsch:
Es gibt sehr viel Wettbewerb und andere Banken versuchen über ihre Preisstruktur und Ähnliches Marktanteile für sich zu gewinnen. Allerdings ist das selten langfristig erfolgreich, weil die Kosten für eine Finanzinfrastruktur sehr hoch sind. Ein weiterer Faktor ist, dass sich die Anzahl der Filialen reduziert.

Die Kunden, die regelmäßig Filialen nutzen und Beratung wünschen, werden weniger. Mittlerweile wird immer mehr online recherchiert und abgeschlossen bzw. auch telefonisch beraten. Im Zuge der Digitalisierung sind außerdem enorme Investitionen in Technologie notwendig. Es muss programmiert werden, Kunden wollen an neue Produkte behutsam herangeführt werden und wir müssen gewährleisten, dass alle digitalen Prozesse sicher gestaltet sind.

Hinzu kommt, dass in unserer föderalen Struktur das Thema Entscheidungsfindung ein hochkomplexer Prozess ist. Es mischen sich zukunftsorientierte Modelle mit traditionelleren Herangehensweisen. Ein weiteres Thema ist das Spannungsfeld zwischen der deutschen und der europäischen Regulierung. Das ist nicht deckungsgleich. Man muss die Rechtsprechung genau verfolgen und für Hunderttausende, wenn nicht Millionen Kunden umsetzen. Und eine letzte Herausforderung ist der Fachkräftemangel. Qualifizierte Beraterinnen und Berater, die persönlich und telefonisch für Kunden bereitstehen, sind auf dem Arbeitsmarkt sehr begehrt. Das ist insgesamt für die Finanzindustrie ein Thema.

In den nächsten fünf bis zehn Jahren geht es vor allem darum, die Stärken der Sparkassen – wie Regionalität, Nähe und Verlässlichkeit – in ein digitales Zeitalter zu übertragen. Was kommt auf Sie zu?

Heinz-Günter Scheer:
Das traditionelle Vertriebsmodell wird nach wie vor geschätzt. Menschen gehen gerne zu einem Berater in eine Filiale für ein persönliches Gespräch. Aber es liegt auf der Hand, dass sich viele Kunden Alternativen und Ergänzungen wünschen.
Deswegen geht es darum, digitale Angebote zu machen, die zu den Stärken der Sparkassen passen und die es in dieser Eleganz und Einfachheit anderswo nicht gibt. Sparkassenkunden erwarten, dass wir im Detail wissen, was finanziell bei ihnen los ist. Das ist nicht negativ besetzt. Schlagen wir jetzt mal die Brücke zum Ratenkredit. Wir sind in der Lage, in Millisekunden zu wissen, wie kreditwürdig ein Kunde ist und wann die Ratentragfähigkeit erreicht ist. So können wir Angebote unterbreiten, die einfach, praktisch und übersichtlich sind. Diese Fähigkeit können wir in der Filiale nutzen, aber auch in allen digitalen Kontexten. Es ist wichtig zu wissen, dass die SKP im Grunde ein zentraler Dienstleister ist, der unter anderem die Digitalisierung vorantreibt. Die Sparkasse konzentriert sich auf das, was sie herausragend kann. Damit meine ich den Kundenzugang, die Kundenbasis, die Präsenz vor Ort und natürlich auch die Pflege der starken Marke Sparkasse. Für den Bereich Ratenkreditgeschäft übernehmen wir den ganzen Rest. Wir stellen die IT-Systeme, wir stellen die Kampagnen bereit und professionalisierte, digitale Lösungen. Keine Sparkasse ist gezwungen, mit uns zusammenzuarbeiten. Unsere Angebote müssen so gut sein, dass sie überzeugen. Wir gehen in Vorleistung und investieren. Die Sparkassen haben kein Investitionsrisiko, können aber trotzdem unsere innovativen Produkte in ihr Portfolio aufnehmen und daran verdienen.

Jan Welsch,
Geschäftsführer

Jan Welsch:
Ich bin sehr optimistisch, dass die Sparkassen ihre Marktposition weiterhin verteidigen können. Ich bin sogar geneigt zu sagen, dass sie diese Position Stück für Stück ausbauen werden. Lassen Sie mich erklären warum: Die Digitalisierung zieht sich immer schneller durch alle möglichen Bereiche der Finanzindustrie. Und hier greift etwas, was für IT-Themen unabdingbar ist, nämlich das Gesetz der großen Zahl. Man braucht sehr viel Geschäftsvolumen, um innovative Produkte und Lösungen an den Start zu bringen. Das ist die Chance der Sparkassen. Es geht bei uns immer um große Zahlen, egal ob es um die Menge der Girokonten geht, um Transaktionen im Bauspar- oder Wertpapierbereich oder um vergebene Ratenkredite. Das bedeutet, dass wir erfahrungsgetragene, exzellente Lösungen entwickeln, die für unsere Gruppe bezogen auf Transaktionen vergleichsweise kostengünstig gestaltet werden können.
Das ermöglicht uns, eine große Präsenz in der Fläche zu zeigen und nah an den Kunden zu sein. So bekommen wir den Spagat hin zwischen Digitalisierung und der Präsenz vor Ort. Denn viele Kunden wollen das Engagement ihrer Sparkasse in ihrer Kommune sehen. Das bedeutet nicht nur, dass es eine Filiale gibt, sondern auch, dass wir Vereine unterstützen, Kultur fördern und so weiter. Sparkassen profitieren, je mehr sie diese professionellen Standards und Prozesse aktiv nutzen.

Man merkt, dass Sie hinter dem stehen, was Sie tun. Was fasziniert Sie an Ihrer Führungsaufgabe, in die Sie viel Ihrer Lebenszeit investieren?

Heinz-Günter Scheer:
Ich glaube an die innere Logik und die Sinnhaftigkeit unseres Geschäftsmodells. Die Idee ist gut. Vergleichen wir es mit dem Hausbau. Wenn die Grundidee des Gebäudes nicht stimmt, dann kann man das nicht mit teuren Designermöbeln retten. Aber unser Fundament ist intakt. Die SKP ist in Kombination mit den Sparkassen sehr gut und funktionstüchtig. Ich kann mir keine bessere Konstellation vorstellen. Ich finde es auch sehr angenehm, dass wir Spezialist sind und keine große Bandbreite abdecken müssen. Wir haben im Kern ein Produkt – den Ratenkredit. Man könnte sagen, das ist langweilig, ist es aber nicht. Es hat den großen Vorteil, dass wir als Führungsteam bei wichtigen Details dicht dran sind und sehr genau wissen, an welchen Schrauben man drehen muss, um erfolgreich zu sein. Hier kochen die Chefs selbst. Das macht Freude und ist aus meiner Sicht ein wesentlicher Erfolgsfaktor.

Jan Welsch:
Der erste Punkt ist, dass wir als Gründungsväter dieses Unternehmen mit vielen Kolleginnen und Kollegen aufgebaut haben. Wir sind emotional mit allen Menschen und jeder Schraube an unseren Standorten verbunden. Das ist schon mal eine gute Basis. Zweitens haben wir von dem, was wir mit den Sparkassen gemeinsam erreichen können, noch nicht mal 50 Prozent geschafft. Das heißt, unsere Perspektive ist hervorragend. Ich würde das so formulieren: Die Zukunftschancen sind unendlich groß. Das motiviert unglaublich. Wir gestalten und verwalten nicht nur. Diese Gestaltungsfreiheit kommt für mich als dritter Punkt hinzu. Damit ist eine große Verantwortung verbunden, aber auch viel Freude. Wie wir gemeinsam mit unseren Anteilseignern und mit dem SKP-Team das Unternehmen und die Produkte weiterentwickeln, das ist eine unternehmerische Freiheit, die in der Finanzindustrie selten ist.

Wie schätzen Sie denn die Folgen der Coronapandemie und der Ukrainekrise für die Sparkassen und die Wirtschaft insgesamt ein?

Heinz-Günter Scheer:
Der Blick auf die Geschichte der SKP ist interessant. Wir sind 2011 gegründet und hatten neun Jahre nur „Sunshine Banking“. Alles war gut. Die Beschäftigung ist gewachsen und damit sind die Ausfallraten im Kreditgeschäft gesunken. Die Zinsen sind auch gesunken, was für das Kreditgeschäft eine gute Entwicklung ist. Dann kam 2020 mit Corona die erste Krise auf uns zu, die wir sehr gut gemeistert haben. Die Sorge, dass es zu Kreditausfällen kommt, hat sich nicht bewahrheitet. Unser Wachstum hat sich verlangsamt, das war unerfreulich – aber nicht schlimm. Dafür wachsen wir jetzt wieder umso mehr.

So wie es im Moment aussieht, erreicht uns der Krieg in der Ukraine ökonomisch im Wesentlichen auf zwei Wegen. Erstens reduziert sich das Wachstum. Es ist aber noch vorhanden. Deswegen haben wir nicht die Einschätzung, dass sich durch Beschäftigungsrückgang und Arbeitslosigkeit ein Kreditkostenrisiko entwickelt. Zweitens ist die Inflation wieder da. Wir haben jetzt eine Inflationsrate von acht Prozent auf Jahresbasis. Das kann bei unseren Kundinnen und Kunden Auswirkungen haben, wenn jemand zum Beispiel viel pendelt und sich der Dieselpreis verdoppelt. Aber auch diese Entwicklung halten wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht für dramatisch. Ein Thema, was mit der Inflation verbunden ist, ist die Zinsentwicklung. Die kräftige Steigerung der Zinsen kam ruckartig. Das führt zu kleineren Margen. Wenn die Zinsen nach oben steigen, geben wir das nicht eins zu eins an unsere Endkunden weiter. Das heißt, dieser Krieg ist für uns neben der humanitären Katastrophe ein ökonomischer Dämpfer.

Können Sie erklären, wie die Sparkassen gleichermaßen stark für wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachhaltigkeit stehen?

Heinz-Günter Scheer:
Beim Klimaschutz ist es wichtig, sich anzuschauen, in welchen Sektoren es einen hohen CO2-Verbrauch gibt. Unsere Handlungsfelder sind Mobilität und Gebäude. Unser Kerngeschäft ist es, unseren Kundinnen und Kunden finanziellen Handlungsspielraum zu bieten. Bezogen auf klimarelevante Investitionen geht es um neue Fahrzeuge oder notwendige Sanierungen wie die Installation einer Wärmepumpe, um die Gasheizung abzulösen. Es sind gigantische Summen notwendig, um den derzeitigen Status Deutschlands umzustellen.

Jan Welsch:
Beginnen wir mit der ökologischen Nachhaltigkeit. Es gibt einen riesigen Bedarf an klimarelevanten Investitionen in Deutschland. Da sind die Sparkassen aufgefordert, mitzuhelfen und diese Modernisierung voranzutreiben. Das ist eine enorme Aufgabe. Damit kommen wir zur sozialen Nachhaltigkeit. Wir ermöglichen das nicht nur für finanzkräftige Kundengruppen, sondern sind in der Breite für unsere Kundinnen und Kunden da. Wir schließen alle gesellschaftlichen Schichten mit ein. Diese gesellschaftliche Funktion der Sparkassen ist unglaublich wichtig. Jetzt sind wir bei der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit. Wir finden eine gute Balance zwischen der Förderung des Gemeinwohls und Ergebnissen. Denn Institute, die keine Gewinne machen, haben keine Existenzberechtigung und wir wollen weiterhin eine starke Stütze für die Gesellschaft sein.

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