Bereits in seiner Kindheit als Skilangläufer spürte Benedikt Böhm den Drang nach Abenteuer, der ihn von den Loipen zu den Gipfeln führte. Die Karriere als Mitglied der deutschen Skibergsteigen-Nationalmannschaft war der Anfang. Zusammen mit seinem Schulfreund Basti Haag erklomm er neue Höhen, meisterte Erfolge und lernte aus Rückschlägen. Diese Erfahrungen prägten seine Fähigkeit, furchtlos an die Grenzen des Möglichen zu gehen und täglich an seinen Zielen zu arbeiten – inspiriert von der einzigartigen Anziehungskraft der Berge. Anfang 2025 sprach Benedikt Böhm auf unserer SKP-Jahresauftaktveranstaltung über „Mut zu neuen Wegen – Erfolg durch Reduktion und Entscheidungsfreude“ in Einklang mit unserem Motto „Growth – gemeinsam wachsen“. Im SKPlab-Blog Interview hat er uns drei Fragen zu diesem Thema beantwortet.

Unsere Veranstaltung hat das Motto „Growth – gemeinsam wachsen“. Was bedeutet Wachstum für dich persönlich?

Böhm: Wachstum bedeutet, über sich selbst hinauszuwachsen. Das geht am besten mit anderen im Team und im Austausch sowie bei Basti und mir. Es geht darum, täglich zu dem zu werden, der man sein kann und kontinuierlich neue Herausforderungen in allen Lebensbereichen anzunehmen. Es geht nicht nur um körperliche Leistungssteigerung, sondern vor allem um persönliches Wachstum: Wie gehe ich mit Rückschlägen um? Wie bleibe ich fokussiert, wenn es schwierig wird? Wachstum heißt, aus Erfahrungen zu lernen, sich stetig weiterzuentwickeln, neugierig zu bleiben und vor allem auch andere zu inspirieren. Finanzielles Wachstum ist für mich immer nur die Folge unseres Tuns.

Du sprichst es selbst an: Wachstum und Teamarbeit gehen oft Hand in Hand. Inwiefern hat das gemeinsame Besteigen von Bergen deine Sicht auf Teamarbeit und Wachstum verändert? Welche Parallelen ziehst du für die Geschäftswelt?

Böhm: Beim Extrembergsteigen ist Teamarbeit essenziell. Man verlässt sich blind aufeinander – in lebensbedrohlichen Situationen kann eine falsche Entscheidung fatale Folgen haben. Das hat mir gezeigt, wie wichtig Vertrauen, Kommunikation und gemeinsame Ziele sind. In der Geschäftswelt funktioniert ein starkes Team ähnlich: Jeder bringt seine Stärken ein und kann sich auf die anderen verlassen. Doch dies umzusetzen ist eine Herausforderung.

Ich habe viel über sogenanntes situatives Führen gelernt. Es gibt keinen allwissenden Leader, der immer die Antwort hat. Wir müssen unser Ego im Basecamp zurücklassen und durch brutale Transparenz Klarheit hinsichtlich unserer Stärken und Schwächen sowie Ängste und Mut herstellen. Klarheit ist die beste Antwort auf Ungewissheit.

Klarheit ist essenziell, um Unsicherheiten zu überwinden. Sie entsteht durch das gemeinsame Erstellen von Lage- und Zielbildern, die durch Visualisierungen unterstützt werden. Unterschiedliche Persönlichkeiten führen zu unterschiedlichen Ansichten, weshalb wir einheitliche Bilder schaffen müssen, um effizient führen und Aufgaben verteilen zu können. Wir haben die unter uns erarbeitete Klarheit in gemeinsam formulierten Zielvereinbarungen formalisiert, bevor wir zusammen in die Todeszone gestiegen sind.

Ein effizientes Team ist kein Zufall, es erfordert die beschriebene, intensive Vorbereitung und die Mitarbeit jedes Einzelnen. Durch jahrelange Erfahrung haben wir gelernt, uns umfassend auf extreme Situationen vorzubereiten, und konnten als verschmolzene Einheit Ziele erreichen, die allein nie möglich gewesen wären. Das ist das intensivste Gefühl und wahrscheinlich der Grund, wie wir als Menschen durch Kooperationsfähigkeit groß geworden sind. Wir Menschen hätten zum Beispiel jeder für sich kein Mammut erlegen können. Als kooperierendes Team ist es uns gelungen und wir sind evolutionär gewachsen. Das Großartigste war für mich, dass wir durch effizientes und konsequentes situatives Führen Angst geteilt und unseren „Mutmuskel“ verdoppelt haben. Wir sind zusammen über uns hinausgewachsen.

Du hast sicherlich viele natürliche und mentale Grenzen überwunden. Welche Lektionen aus diesen Erfahrungen könnten Sparkassen ziehen, um innovative Lösungen voranzutreiben und so zu wachsen?

Eine der wichtigsten Lektionen aus dem Extrembergsteigen ist: Großartige Kreativität und Wachstum entstehen meistens durch selbst gesetzte Ziele, welche sich außerhalb der eigenen Komfortzone befinden. Wer neue Wege geht, wird wachsen (müssen).

Das gilt auch für Unternehmen: Innovation erfordert die Bildung der „Mutmuskeln“, eine klare Strategie und Disziplin. Deshalb sind die aktuellen Zeiten, welche am Standort Deutschland von Ungewissheit und Unsicherheit geprägt sind, auch eine Chance, uns neu zu erfinden. Zeiten der Ungewissheit zwingen uns oft auf die Fokussierung auf das Essenzielle. Aus meiner Erfahrung habe ich gelernt, mich auf das Überlebenswichtige zu fokussieren und alles Unnötige zu eliminieren – im Geschäft wie am Berg.

Wir haben uns bei unseren Geschwindigkeitsrekorden auf die höchsten Berge der Welt bei jedem Ausrüstungsgegenstand immer gefragt: Macht es uns schneller? Hat es eine essenzielle Sicherheitsfunktion? Wenn beide Fragen mit ‚Nein‘ beantwortet wurden, wurde dieser Gegenstand abgeschnitten. Wir sprechen hier von jedem Schnürsenkel und Knopf. Gramm für Gramm und Milliliter für Milliliter.

Hohe Geschwindigkeiten beim Bergsteigen und im Unternehmen setzen detaillierte und umfassende Vorbereitung voraus. Entscheidend sind auch die Risikoanalyse und Flexibilität bei sich ändernden Bedingungen. Vorbereitung macht 80% des Erfolgs aus, doch ohne Flexibilität geht es nicht. Rückschläge gehören dazu. Entscheidend ist, aus Fehlern zu lernen und sich selbst zu reflektieren, um es beim nächsten Mal besser zu machen.

Vielen Dank für das Interview! 

Mehr über Erfolg durch Reduktion hat uns Benedikt im Interview „Mut zu neuen Wegen und die Kunst des Weglassens“ verraten.

Mehr innovative Themen findet ihr auf unserem SKPlab-Blog. Viel Spaß beim Lesen!

Foto: Stefan Escher | beste gesellschaft