E-Mobilität ist teurer? Reisen kostet mehr Zeit? Dirk Henningsen räumt mit Vorurteilen auf.

Dirk Henningsen, der seine Berufslaufbahn in den 90er Jahren als Azubi in der Berliner Sparkasse begonnen hat, entschied sich vor bereits fünf Jahren für den Umstieg auf e-Mobilität. Seither hat er mit verschiedenen PKW bereits 200.000 km weltweit elektrisch zurückgelegt. Der Gründer von e-Mobility today räumte in seinem Vortrag am 27. April 2022 im Forum Klimapartner mit Mythen und Vorurteilen über e-Mobilität auf und beleuchtet einige Vorteile für Sparkassen und Privatnutzer.

E-Auto-Fahren kostet mehr Zeit?

„Grundsätzlich erfordert E-Mobilität eine andere Organisation – der Zeitaufwand ist nicht unbedingt größer. Er kann sogar kleiner sein. Dabei muss man zwischen Laternenparkern (Nutzer in Städten, die keine eigene Ladesäule haben), Pendlern und Langstrecken unterscheiden“, steigt Henningsen in seine Ausführungen ein. „Laternenparker und Pendler können ihr Fahrzeug verlassen, während es lädt. Langstreckenfahrer legen dagegen für gewöhnlich ohnehin eine oder mehrere Pausen ein: Bei neun bis zehn Stunden Fahrzeit kann z.B. mit rund einer Stunde Erholungspause gerechnet werden. Der E-Autofahrer muss bei dieser Entfernung mit mindestens zwei Ladepausen von insgesamt ca. 45 Minuten bis 1,5 Stunden rechnen und kann seine Pause somit evtl. sogar verkürzen“, so Henningsen weiter.

Während Verbrenner mit einer Reichweite von 500 bis 1.000 km fünf bis zehn Minuten Zeit pro Tankvorgang benötigen sind E-Fahrzeuge mit einer Praxisreichweite von 300 bis 500 km unterwegs und benötigen „nur“ eine halbe Minuten Zeit je Ladevorgang – damit ist die Aktivierung des Ladevorgangs gemeint. Während des Ladevorgangs kann der Fahrer sich vom Fahrzeug entfernen und seine Erholungspause frei gestalten.

Es gibt nicht genügend Ladestationen!

Die Zahl der Ladestationen in Deutschland ist tatsächlich schwer zu benennen, da es kein zentrales Register gibt. Das bedeutet: Angebote von Supermärkten, Einkaufszentren und private Wallboxen (das sind Ladestationen, die z.B. zu Hause oder am Arbeitsplatz betrieben werden) werden nicht gezählt.

„Offizielle Zahlen weichen stark voneinander ab: Laut Statista gibt es rund 28.000 Ladestationen in Deutschland“, fährt Henningsen mit seinen Ausführungen fort, „während die Bundesnetzagentur ca. 48.000 Ladestationen ausweist und die Nutzer von E-Mobilität sogar 82.000 gezählt haben wollen (vgl. Goingelectric Forum der Nutzer von E-Mobilität).“

Daneben weicht die Qualität der verschiedenen Ladestationen stark voneinander ab: Während bis 2018 die reine Masse im Vordergrund stand (es wurden Ladestationen mit niedriger Leistung von 22kW aufgestellt), wird seit 2018 stattdessen der Bau von HPC-Hubs (High power charging, d.h. Schnellladesäulen) mit mehr als 300 kW vorangetrieben.

Ab 2023 wird der chinesische E-Auto-Hersteller NIO Akkuwechselstationen in Deutschland betreiben, die in 5 Minuten den Akku wechseln können – die Erfahrungen auf dem chinesischen Markt damit sind gut. „Als Vielfahrer kann ich aktuell keine Wartezeiten an Ladestationen auf der Langstrecke beklagen“, fährt Henningsen fort, „HPC-Lader an Tankstellen werden immer weiter ausgebaut. Der Flaschenhals sind zurzeit die Städte bzw. Laternenparker.“

Durch Kooperationen von Handelspartnern (z.B. REWE mit EnBW) für HPC-Hubs werden diese „Flaschenhälse“ nach Henningsens Aussage sukzessive reduziert. 

Vorteile für Flotten und Privatnutzer

  1. Hervorzuheben sind die niedrigeren Wartungs-, Betriebs- und Unterhaltskosten mit E-Fahrzeugen. Ein wichtiger Faktor ist auch die außerordentlich lange Haltbarkeit der Motoren durch geringeren Verschleiß: Der Fahrer eines E-Autos kann mit einer wesentlich längeren Lebensdauer seines Fahrzeugs rechnen. Die Hersteller geben durchschnittlich bis 160.000 km eine Garantie (Tesla prognostiziert sogar eine Lebensdauer zwischen 800.000 und 1,6 Mio. km). Zum Vergleich: Verbrenner haben eine durchschnittliche Lebensdauer von 150.000 km.
  2. Die Fahrzeugbauer ihrerseits steigern stetig die Ladeleistungen und Reichweiten ihrer Fahrzeuge.
  3. Wenn einmal tatsächlich keine Ladesäule in Sicht sein sollte, z.B. am fernen Urlaubsort, ist im Notfall auch die (langsame) Ladung über eine Haushaltssteckdose möglich.
  4. Ein weiterer erheblicher Vorteil: Ein E-Autofahrer kann seinen Kraftstoff (Strom) mit der heimischen Solaranlage selbst produzieren.
  5. Es ist zu erwarten, dass die Anschaffungskosten im Zeitverlauf noch sinken werden.
  6. Zu guter Letzt sei erwähnt, dass E-Autos aktuell noch Steuervorteile genießen.

Der Spaßfaktor fährt mit

„Interessant bleibt bei allen Abwägungen, dass e-Mobilität einen höheren Spaßfaktor hat“, schließt Henningsen seinen Vortrag, „Zum Beispiel erfolgt die Beschleunigung sehr viel schneller und es entstehen keine Leistungslöcher, da kein „Hochschalten“ erforderlich ist. Außerdem bleibt der Geräuschpegel stets angenehm niedrig“.

Hier gibt’s die ganze Ausgabe zum Nachhören.

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